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Initiative
21. Januar 2025

Wir brauchen mehr Bäume - Rheinland-Pfalz forstet auf ist gestartet

Rheinland‑Pfalz forstet auf, um die grüne Lunge des waldreichsten Bundeslands zu retten.

Wir brauchen mehr Bäume: Rheinland-Pfalz forstet auf ist gestartet

Rheinland-Pfalz startet eine großangelegte Aufforstungs-Initiative. Mit der Kampagne „Rheinland-Pfalz forstet auf" sollen neue Wälder gepflanzt werden, um den drastischen Waldverlust der letzten Jahre auszugleichen. Die Lage ist ernst: Die Wälder des Bundeslandes, einst Deutschlands grüne Lunge, sind in alarmierendem Zustand.

"Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern bereits Viertel nach zwölf"
Lars Hermes, Gründer von Aktion Baum

mahnt Lars Hermes, Gründer der gemeinnützigen Organisation Aktion Baum. Seine Initiative führt die Pflanzungen durch und will die Trendwende schaffen. Warum brauchen wir gerade in Rheinland-Pfalz dringend mehr Bäume? Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung der Aufforstung und die Fakten aus dem aktuellen Waldzustandsbericht 2024.

Waldreichtum und Klimakrise in Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz ist das waldreichste Bundesland Deutschlands: Über 43 % der Landesfläche (rund 854.000 Hektar) sind mit Wald bedeckt. Dieses dichte Waldnetz spielt eine Schlüsselrolle für Klima, Wasserhaushalt und Artenvielfalt in der Region. Doch ausgerechnet diese „grüne Lunge“ leidet massiv unter den Folgen des Klimawandels. Seit 2018 waren alle sieben zurückliegenden Jahre zu warm – nur 2021 und 2024 brachten ausreichend Niederschläge, doch auch 2024 konnte die vorangegangene Trockenheit nicht wettmachen. Hitze und Dürre stressen die Bäume, machen sie anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Die Konsequenz zeigt sich im Waldzustandsbericht 2024: Dem Wald geht es schlechter denn je. Fast neun von zehn Bäumen sind geschädigt, viele sterben sogar ab. Die Klimakrise hat in den Wäldern Rheinland-Pfalz’ bereits tiefe Spuren hinterlassen.

Warum benötigen wir überhaupt mehr Bäume? Wälder übernehmen unverzichtbare Aufgaben für unser Ökosystem und unser tägliches Leben:

  • Klimaschutz: Bäume speichern CO₂ und produzieren Sauerstoff. Weltweit binden Wälder jährlich rund 7,6 Milliarden Tonnen CO₂ – etwa 20 % der globalen Emissionen. Jeder neu gepflanzte Baum hilft, den Treibhausgasausstoß zu kompensieren.
  • Luftreinigung: Baumkronen filtern Schadstoffe und Staub aus der Luft. Städte mit vielen Bäumen verzeichnen bis zu 15 % weniger Luftverschmutzung – gut für unsere Atemwege und Gesundheit.
  • Wasserspeicher: Wälder regulieren den Wasserkreislauf, indem sie Regenwasser speichern und langsam an den Boden abgeben. Das fördert Grundwasser und beugt Hochwasser vor. In Deutschland sind rund 60 % des Grundwassers durch Waldflächen geschützt, weil Waldböden Schadstoffe zurückhalten und Erosion verhindern.
  • Artenvielfalt: Wälder bieten Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Vom mächtigen Eichenbaum bis zum kleinsten Moos – die Biodiversität im Wald ist enorm. Eine Aufforstung mit vielfältigen Baumarten stärkt diese Artenvielfalt und macht den Wald widerstandsfähiger gegen Schädlinge.

Waldzustandsbericht 2024: Alarmierende Befunde

Der Waldzustandsbericht 2024 bestätigt die Befürchtungen: Dem rheinland-pfälzischen Wald geht es so schlecht wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen vor 40 Jahren. Die wichtigsten Fakten im Überblick:

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| Indikator (Rheinland-Pfalz) | 2023 | 2024 |

| Bäume mit sichtbaren Schäden (%) | ≈85,0 % | 87,5 % |

| Stark geschädigte Bäume (%) (stirbt ab) | 46 % | 53 % |

| Eichen ohne Schäden (%) („gesunde“ Eichen) | 8 % | 3,2 % |

Tabelle 1: Waldzustand Rheinland-Pfalz laut Waldzustandsberichten 2023 und 2024.

Wie die Tabelle zeigt, wiesen 2024 nur noch 12,5 % der Bäume einen intakten Kronenzustand auf – umgekehrt sind 87,5 % geschädigt. Das ist ein Anstieg um 2,5 Prozentpunkte gegenüber dem bereits katastrophalen Vorjahr. Mehr als die Hälfte aller Bäume (53 %) gelten sogar als deutlich geschädigt, viele davon vom Absterben bedroht. Dieser Wert ist der höchste jemals gemessene und lag 2023 noch bei 46 %. Besonders dramatisch ist die Situation der Eichen: Einst galten Eichen als robuste Hoffnungsträger, doch mittlerweile sind 96,8 % aller Eichen geschädigt – nur noch 3,2 % zeigten im Bericht 2024 keine Schäden (im Vorjahr waren es noch 8 %).

Die Ursachen dieser Waldkrise sind vielfältig. Schädlinge verbreiten sich rasant in den geschwächten Beständen. So profitierte der Eichenprachtkäfer von den trockenen Hitzejahren und richtet enorme Schäden in den Eichenwäldern an. Borkenkäfer befallen vor allem die Fichten und lassen ganze Monokulturen kollabieren. Haben sich die Käfer einmal massenhaft vermehrt, haben befallene Fichten kaum eine Chance, sich zu erholen – der Befall führt meist direkt zum Absterben der Bäume. Auch Buchen, die lange als relativ klimaresistent galten, leiden zunehmend: Sie kämpfen „massiv unter den Folgen der Hitze und Dürre“ und zeigen vermehrt Schäden. Neben Schädlingen trägt also vor allem der Klimastress – zu wenig Wasser, zu hohe Temperaturen – zum schlechten Zustand bei. Sinkende Grundwasserstände in Regionen wie der Rheinebene verschärfen den Stress für die Wälder zusätzlich. Klimaschutzministerin Katrin Eder bezeichnet die aktuellen Befunde folgerichtig als

"besorgniserregend"
Klimaschutzministerin Katrin Eder

All diese Fakten führen zu einer klaren Erkenntnis: Ohne menschliches Eingreifen erholen sich die Wälder nicht mehr von selbst. Aufforstung – das aktive Pflanzen von Bäumen – wird zur Überlebensfrage für den Wald in Rheinland-Pfalz. Neue, junge Bäume sollen die entstandenen Kahlflächen füllen, ausgefallene Bäume ersetzen und den Wald an den Klimawandel anpassen. Dabei kommt es darauf an, klimastabile Mischwälder aufzubauen, statt wieder in Monokulturen zu investieren. Nur diverse Wälder mit verschiedenen Baumarten können zukünftigen Extrembedingungen standhalten und Schädlinge besser abwehren.

Aktion Baum – Gemeinsam pflanzen für die Zukunft

Um die Wiederbewaldung auf den Weg zu bringen, hat die Landesregierung die gemeinnützige Organisation Aktion Baum gGmbH als Partner gewonnen. Aktion Baum wurde 2020 gegründet und setzt sich seither bundesweit für nachhaltige Aufforstung ein. „Alle lieben den Wald, aber niemand setzt sich für ihn ein“ – mit diesem Anspruch möchten Lars Hermes und sein Team das ändern. Die Organisation pflanzt heimische Bäume in Deutschland und denkt langfristig: Welche Baumarten verkraften die veränderten Klimabedingungen? Wo ist Aufforstung ökologisch sinnvoll? Und wie lassen sich Menschen für den Wald begeistern? Es geht nicht nur darum, Setzlinge in den Boden zu bringen, sondern auch um Aufklärung und Forschung für klimafitte Wälder. Aktion Baum arbeitet eng mit Forstwissenschaftlern und lokalen Förstern zusammen, um Fehler der Vergangenheit zu vermeiden.

Bild 1: Neu gepflanzte Setzlinge mit Schutz vor Wildverbiss – Aufforstungsfläche im Pfälzerwald (Carlsberg, RLP). Künftige Mischwälder sollen widerstandsfähiger gegen Trockenheit und Schädlinge sein.

Die Kampagne „Rheinland-Pfalz forstet auf“ markiert den Startschuss zu großflächigen Pflanzaktionen in dem Bundesland. Initiator und Ausführer ist Aktion Baum, unterstützt von Bürger\innen, Unternehmen und Landesforsten. Geplant ist, vor allem dort aufzuforsten, wo Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer große Kahlflächen hinterlassen haben – etwa in Teilen des Westerwalds, Hunsrücks und Pfälzerwalds. Anders als frühere Aufforstungen setzt man heute auf Mischwälder mit widerstandsfähigen Arten: Neben klassischen Baumarten wie Eiche oder Buche werden auch Esskastanie, Spitzahorn, Linde oder Wildkirsche* gepflanzt, die besser mit Hitze und Schädlingen zurechtkommen. Jede Pflanzung wird sorgfältig geplant: Standortvorbereitung, Auswahl passender Baumarten und Schutz der Jungbäume (z.B. mit Hüllen gegen Wildverbiss) gehören dazu.

Bild 2: Blick in den Pfälzerwald: Gesunde Wälder sind essenziell für Klima, Wasser und Artenvielfalt. Aufforstung soll die Waldschäden heilen und die „grüne Lunge“ von Rheinland-Pfalz erhalten.

Die Erfolge lassen sich bereits sehen. Allein im Jahr 2024 hat Aktion Baum rund 80.000 Bäume gepflanzt – auf Flächen, die zuvor durch Dürre, Schädlinge oder Stürme geschädigt waren. Jede dieser Pflanzaktionen fand in *enger Abstimmung mit den örtlichen Förster\innen** und Behörden statt. So wird sichergestellt, dass der richtige Baum am richtigen Ort steht und gut gepflegt wird. Schritt für Schritt entstehen so neue Wälder, die den kommenden Generationen eine intakte Umwelt sichern sollen.

Doch Aufforstung ist keine Aufgabe, die allein eine Organisation stemmen kann. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen mitzuhelfen – sei es durch Spenden (schon 5 € finanzieren einen Baum samt Pflege) oder durch tatkräftige Teilnahme an Pflanztagen. Zahlreiche Freiwillige haben bereits im Herbst und Frühjahr mit Spaten und Setzlingen angepackt. Die gemeinsame Pflanzarbeit stärkt nicht nur den Wald, sondern auch das Bewusstsein der Menschen für die Natur.

"Wir müssen jetzt handeln"
Lars Hermes, Gründer von Aktion Baum

sagt Lars Hermes eindringlich. Jeder neu gepflanzte Baum ist ein Zeichen der Hoffnung, dass Rheinland-Pfalz seine Wälder für die Zukunft rüsten kann.

Fazit

Rheinland-Pfalz steht vor der gewaltigen Aufgabe, seine angegriffenen Wälder zu retten. Die Zahlen des Waldzustandsberichts 2024 sind ein Weckruf: Ohne massive Aufforstung und Waldumbau droht ein fortschreitendes Waldsterben mit unabsehbaren Folgen. Gleichzeitig zeigen Projekte wie „Rheinland-Pfalz forstet auf“, dass es Wege aus der Krise gibt. Mehr Bäume pflanzen, klüger Wald bewirtschaften und die Menschen mitnehmen – das ist das Gebot der Stunde. Die Aufforstungs-Initiative unter Leitung von Aktion Baum verbindet genau diese Aspekte. Mit wissenschaftlicher Expertise, gesellschaftlicher Unterstützung und politischem Willen kann es gelingen, die Wälder von Rheinland-Pfalz klimaresilient und gesund in die Zukunft zu führen. Jetzt ist die Zeit zu handeln, denn der Wald wartet nicht – es ist bereits Viertel nach zwölf.

Quellen: Waldzustandsbericht 2024, Aktion Baum

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